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Cornelia Gerner

in INGRID BAYER


EINSCHNITTE

Das Objekt ist keine zehn Zentimeter hoch, gerade mal zweiundzwanzig Zentimeter lang und

elf Zentimeter  breit. Es steht auf dem Boden - klein, geometrisch, dunkelgrau und reizt.  Es

reizt zum Hinschauen, zum Anfassen und zum Herumschieben. Und ganz besonders reizt es,

weil es keine Berührung zuläßt: Schließlich steht es nicht zufällig da.


Ingrid Bayer arbeitet seit Jahren mit Holz, vorzugsweise mit Kiefer und erzielt dabei die unter-

schiedlichsten Ergebnisse. Manche Arbeiten springen akkurat in Würfeln und Quadern vor und

zurück, nach oben und unten. Ihrer glatten, dunkelgrau gemalten Oberfläche stehen die in den

Aussparungen belassenen holztypischen Strukturen entgegen. Andere scheinen sich aus

aneinandergeklebten Holzplatten zu fügen.  In Wirklichkeit aber bestehen diese aus Bohlen-

oder Lattenteilen, die mit einem Zahnschnitt versehen sind und mit dem Beitel bearbeitet wurden,

so daß Ecken, Zacken, abgeschlagene oder abgebrochene Teile die Oberfläche kennzeichnen.

Schicht für Schicht reihen sich die Holzblätter aneinander. In Bezug zum Raum werden die schmalen

Elemente hintereinander im Block oder der Länge nach aufgebaut. Außer Bewegung und Rhythmus

spielt das Licht eine besondere Rolle: An manchen Stellen sind die Schichten so dünn, daß man

im Gegenlicht fast durch sie durchsehen kann. Um die Transparenz  zu erhalten, bleibt das Holz

unbemalt.


Helles Holz zeigt auch die große Arbeit, die sich aus vielen kleinen Holzstücken addiert. Ingrid

Bayer hat dafür Latten zersägt und sie auf mehrere Meter Länge in etwa zwanzig Zentimeter nicht

ganz gleich hohen Türmen wieder zusammengefügt. Vor der großen weißen Wand im Atelier

erscheint die Wirkung verblüffend. Diese vollkommen abstrakten Einzelteile sind nicht mehr nur

Form, sondern haben Inhalt.


Fast alle Objekte von Ingrid Bayer kommen ohne Titel aus. Der Betrachter mag sich seine eigenen

Gedanken machen. Dennoch läßt die Künstlerin keinen Zweifel darüber offen, das ästhetische

Erfahrungen eine wesentliche Rolle spielen. Ob sie eine Form weiterverfolge oder nicht, habe mit Assoziationen zu tun. Und natürlich erinnert die formale Ausbreitung in die Waagrechte an Landschaft

und Architektur. Ebenso wichtig  aber ist es der Künstlerin, am fertigen Objekt herauszufinden, was

passiert, wenn man es so oder so stellt - mit der eingebuchteten Seite nach oben oder nach unten

oder überhaupt liegend. Und wie verhält es sich zusammen mit einem anderen Teil? Rhythmus und

Ordnungsverhältnisse werden noch einmal durchdacht im Kontext mit weiteren zusammengesetzten

Objekten.


Es ist  ein Spiel. Die Regeln ergeben sich durch das Spannungsverhältnis zum Raum, durch den

Lichteinfall und schließlich durch die Beziehung zwischen den Objekten, die sich über den Boden

ausbreiten. Manchmal faßt sie die Künstlerin auf Holz- oder Metallplatten in Gruppen zusammen.

Dabei entsteht eine größere Unabhängigkeit zum Raum, aber die Anordnung der Platten wirft neue

Überlegungen auf. Beliebig ist gar nichts.

Hannah Kruse

in  GOLDRAUSCH 9

Die kubischen Holzobjekte von Ingrid Bayer erscheinen als rhythmisierte architektonische Formen. In

der Variation unterschiedlich langer Leistenquerschnitte schafft sie durch minimale Eingriffe, Einkerbungen


                                                                                                                                                                                                     

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